“Nichts gelernt und nichts vergessen“

“Nichts gelernt und nichts vergessen”

Ein Schema zur Geschichte des Antizionismus in Deutschland

Joachim Bruhn

Irgendwann zwischen der Wannsee-Konferenz und der Gründung Israels verliert der Haß auf die Juden jedwede Geschichte. Danach gab es keine Antisemiten mehr: weil alle es sind. Der Antisemitismus wird zum logischen wie zum historischen Apriori, zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins der Deutschen. Als außer Johann Georg Elser kein proletarisches Subjekt zur Verteidigung der Juden in Waffen sich erhob, als noch die Idee der kommunistischen Internationale, die Weltrevolution für die staaten- und klassenlose Gesellschaft, ausgestrichen und durch “internationalen Patriotismus” [ 1 ] ersetzt wurde, hatte sich die kapitalisierte Gesellschaft mit sich selbst zur zwar negativen, so doch fugenlosen Identität vermittelt, d.h. historisch ausgemittelt, und sie hatte darin alle Idee eines Fortschritts der Menschheit im Bewußtsein der Freiheit von sich gewiesen. Der Sinn der Geschichte selbst wurde liquidiert. Danach ist jedwede “List der Vernunft”, deren emanzipative Logik aus der bewußtlosen Wechselwirkung der ihrer selbst unbewußten Subjekte folgen sollte, nur Projektion, macht sich, so Adorno, “der Kardinalsünde schuldig: Sinn zu infiltrieren, der nicht existent ist” [ 2 ] , und noch die marxistoide Gebetsmühle vom ‘Grundwiderspruch von Lohnarbeit und Kapital‘ beweist, daß Adornos Frage, ob es denn “Geschichtsphilosophie ohne latenten Idealismus” [ 3 ] geben kann, strikt verneint werden muß.

Die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft, deren Schwung aus der Dialektik von Bourgeois und Citoyen sich ergab, der Marx in jugendlichem Leichtsinn das Telos freier Assoziation dann andichtete, hatte sich in Deutschland in der Gestalt des Soldaten zusammengefaßt, dessen Opferbereitschaft nur durch seinen Mordwillen noch überboten wurde. Seitdem schwebt diese, wenn auch vollendet negative Versöhnung der kapitalisierten Gesellschaft mit sich selbst als Drohung, als negative Utopie und, gewissermaßen, transzendentaler Horizont über jeder jetzt noch möglichen Geschichte der Menschheit. Nur das Wunder der zionistischen Revolution ist ungleichzeitig und steht quer: eine Insel der Aufklärung in einem Ozean des Widersinns. Dafür hat Israel als das schlechte Gewissen wie als der Vorschein einer befreiten Menschheit zu büßen. Daß die Deutschen ihr Menschenmöglichstes taten, um die Nicht-Identität des Kapitals in Gestalt der Juden nicht nur physisch auszurotten, sondern deren halluziniertes Geheimnis als das Tausendjährige Reich ewige unendlicher Akkumulation durch Raubmord metaphysisch sich einzuverleiben, daß es ihnen trotz alledem nicht gelang, sich ins exklusive Privateigentum der negativen Utopie einzusetzen, stiftete eine gegen jede Erfahrung abgedichteten Haß auf die Juden und ihren unwahrscheinlichen Staat, auf Israel. Daß der “Führer” sich morden mußte, das gerade setzt die Zukunft frei.

Was immer sich seitdem auch ereignet hat – es spiegelt den prinzipiellen Stillstand der Geschichte, den Bann, die Angstlust der erpreßten Versöhnung. So findet auch der Haß auf die Juden, egal, ob antisemitisch oder antizionistisch ausgebrüllt, keine neuen Worte mehr, sondern gehorcht einem manischen Wiederholungszwang, dessen Vokabular in den Werken Adolf Hitlers gesammelt vorliegt. Es ist sein “Politisches Testament” vom 29. April 1945, das seitdem abgearbeitet wird, sein letzter Wille, dem “internationalen Judentum und seinen Helfern” den totalen Krieg zu erklären und dafür immer wieder aufs Neue im deutschen Staat die so klassenübergreifende wie die Klassen in sich aufhebende Volksgemeinschaft zu verschweißen, d.h. das Mordkollektiv, daß in erlogener präventiver Notwehr dagegen sich erheben solle, daß “die Völker Europas wieder nur als Aktienpakete dieser internationalen Geld- und Finanzverschwörer angesehen werden.” [ 4 ] Dieser Haß auf die Juden, der sich antikapitalistisch aufführt, aber doch nur auf die Aufhebung des Kapitalverhältnisses in unvermittelt erste Natur provoziert, diese schon vegetative Aversion gegen das Geld und gegen den lsquo;schnöden Mammon‘, bei der man unmöglich wissen kann, ob der Deutsche Gewerkschaftsbund oder die Deutsche Arbeitsfront oder Dr. Goebbels selber spricht: “Das Geld muß wieder der Wirtschaft und die Wirtschaft wieder dem Volke dienen” [ 5 ] – dieser Haß, den man gemeinhin, weil ökonomisch in Phrasen wie “Brechung der Zinsknechtschaft” etc. pp., d.h. usw. usf., kostümiert, als den Antisemitismus schlechthin bezeichnet, muß sein auch politisches Gesicht herauskehren, seinen Plan einer definitiv kapitalen Souveränität. Die antisemitische ‘Kritik‘ der Ökonomie erfordert und impliziert die antizionistische ‘Kritik‘ der Politik; und wie sich die negative Utopie der Verwandlung von Ausbeutung und Akkumulation aus einem gesellschaftlichen, historischen Verhältnis in die erste und fraglose Natur der Volksgemeinschaft im Antisemitismus ausspricht, so die barbarische Hoffnung auf die Verwandlung von Herrschaft und Souveränität in einen Staat des ganzen Volkes als Antizionismus.

Darin besteht das authentische Programm des Nazifaschismus, daß Hitler von Anfang an nur insofern Antisemit sein konnte, indem er unmittelbar und zugleich als Antizionist auftrat. Als Hitler am 13. August 1920 im Hofbräuhaus seine erste dokumentierte Rede gegen die Juden hielt – das Motto war: “Wie kannst Du als Sozialist nicht Antisemit sein?” [ 6 ] – da sprach er im gleichen Atemzug gegen jedwede Staatlichkeit der Juden in Palästina. Überhaupt beobachteten die Nazis überaus genau die politischen Gehversuche des Jischuw, und als dann nach 1938, bis 1944 mehrere Auflagen der gesammelten Palästina-Kommentare Alfred Rosenbergs aus dem “Völkischen Beobachter” unter dem eben nur auf den ersten Blick befremdlichen Titel “Der staatsfeindliche Zionismus” im NSDAP-Parteiverlag erschienen, war klar, wie überaus nachhaltig die Spaltung, die die Nazis am Kapital vollzogen, als sie es in ein “raffendes” und ein “schaffendes” zerlegten, genau der Spaltung der Herrschaft in einen “mechanischen” Staat einerseits, den “organischen” Souverän andrerseits bedurfte. Und konsequent heißt es auch in Hitlers unveröffentlichtem, sog. “Zweitem Buch” von 1928: “Das jüdische Volk kann mangels eigener produktiver Fähigkeiten einen Staatsbau räumlich empfundener Art nicht durchführen …” [ 7 ] Erst im Antizionismus war der Antisemitismus komplett, und eben derselbe deutsche Souverän, der an der Rampe von Auschwitz zur integralen Praxis wie zum ganzheitlichen Bewußtsein seiner selbst kam, wurde vor El-Alamein zum Stehen gebracht.

Weder ist daher der Antizionismus bloß Import aus den maroden Weiten des Marxismus-Leninismus, noch ließe sich in Deutschland irgend zwischen Antizionismus und einer sog. ‘legitimen Israel-Kritik‘ unterscheiden. Ob vor über dreißig Jahren eine von der DKP importierte KPdSU-Broschüre mit dem Titel “Zionismus: Lüge von A bis Z” erklärte, “die Gründung eines ‘Judenstaates‘ war den zionistischen Führern … lediglich ein Mittel … zur größtmöglichen Bereicherung um der Macht und des parasitären Wohlergehens … willen” [ 8 ] , ob die “Junge Welt” von vorgestern & übermorgen Israel als ein “Staatswesen” denunziert, “das sich nicht auf die Gesamtheit seiner Bürger, sondern auf das gesamte jüdische Volk, wo immer sich das auch befinden mag, bezieht” [ 9 ] , d.h. als Staatsunwesen schlechthin, ob die obsku re Gruppe Arbeitermacht (“Liga für die Fünfte Internationale”) den Zionismus selbst für “ein Hindernis auf dem Weg zur Befreiung” [ 10 ] hält – jedenfalls harmoniert diese materialismusvergessene Propaganda von links so innig mit der Agitation von rechts, daß man darüber fast zum Parteigänger des Liberalismus und seiner totalitarismustheoretischen Projektionen werden könnte: “Es liegt auf der Hand”, meint der einschlägige Claus Nordbruch im einschlägigen Grabert-Verlag: “Philosemitismus und die uneingeschränkte Solidarität mit Israel gehören zur bundesdeutschen Staatsräson. … Die extremste Form des Philosemitismus in der BRD ist der öffentlich verbreitete Haß auf das eigene Volk.” [ 11 ] Rot = Braun also, zumindest in Sachen Israel?

Ja und nein: denn die Konkurrenz der Genossen mit den Volksgenossen ist der Wettbewerb darum, wer der Erste sein darf, das Ungeheuerliche auszusprechen, das die sozialliberale Mitte sich zur Zeit zwar nicht traut, wozu sie aber durch die kommende Zusammenbruchskrise des Kapitals gezwungen sein wird. Längst beschwört die Wirtschaftspresse den nächsten ‘Schwarzen Freitag‘, d.h. eine Krise, “die sich wie ein gefährliches Gift in einem Körper ausbreitet”, während man sich doch so sehr nach dem “echten Wert” sehnt mit all‘ dem Fascho-Fanatismus, den der Fetischismus des Goldes immerhin & allemal hergibt. [ 12 ] Als Rhetorik der Krisenangst liegt der Antisemitismus längst bereit, auch als die panische Gier nach dem krisenenthobenen, dem absoluten Wert, den das souveräne Gewaltmonopol garantieren soll. Der Liberalismus – intellektueller Sachwalter der Akkumulation – produziert darin seine eigenen Extreme, seine Negation; es ist seine politökonomische Logik, aus der die Nazis ihre Bilanz der großen Krise des Kapitals zogen: “Die Arier hatten das Papier, die Juden aber das Gold und den Wert.” [ 13 ] Und daraus folgt notwendig die Denunziation des Zionismus als eines zur eigentlichen Staatlichkeit unfähiges Projekts, d.h. so unbefugt wie impotent zu “bodenständigem Bauerntum, rechtschaffenem Arbeitertum, wehrhaftem Soldatentum und ehrsamen Bürgertum”: kein Wunder daher, “daß die Araber stets mit dem anerkennenswerten Fanatismus einer orientalischen Rasse ihre Heimat schützen werden.” [ 14 ]

1989, als die Wiedervereinigung der Antisemiten (BRD), die genötigt worden waren, mit Israel sich zu arrangieren, mit den Antizionisten (DDR), denen es nur erlaubt war, die Juden in Form der ‘Zionisten‘ zu hassen, unvermeidlich wurde, waren alle formellen Bedingungen der deutschen Souveränität wiederhergestellt, die es möglich machen, Hitlers Testament doch noch zu vollstrecken, d.h. die HaShoah durch ihre Vollendung, Überbietung und restlose Vollstreckung an Israel ungeschehen zu machen: Der Rechsnachfolger rüstet sich auf, der Gesellschaftsnachfolger zu sein. Denn erst der Tag, an dem es die Juden, außer in Geschichtsbüchern, niemals gegeben haben wird, wird der Tag vollendeten “Deutschen Revolution” (Goebbels) gewesen sein. So trifft das paradoxe Resümée jetzt erst zu, das Eric Voegelin 1964 aus dem Verhältnis der Deutschen zu Hitler zog: “Nichts gelernt und nichts vergessen.” [ 15 ] Es ist diese irrsinnig redundante, die penetrante Permanenz des Nullpunkts materialistischer Aufklärung, in dem der Wiederholungszwang sich breitmacht.

Annotierte und überarbeitete Fassung des in Jungle World N° 19 vom 8. Mai 2008 erschienenen Artikels

Anmerkungen

[ 1 ] Theodor W. Adorno, Minima Moralia, Frankfurt 1979, S. 147 (”Abweichung”).

[ 2 ] Ders., Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit (Vorlesungen 1964/65). Nachgelassene Schriften Bd. 13, Frankfurt 2001, S. 16.

[ 3 ] A.a.O.

[ 4 ] Politisches Testament Adolf Hitlers vom 29. April 1945, dokumentiert in: Joseph Goebbels, Tagebücher 1945. Die letzten Aufzeichnungen, Hamburg 1977, S. 534 ff.

[ 5 ] Joseph Goebbels, Revolution der Deutschen. 14 Jahre Nationalsozialismus, Oldenburg 1933, S. 155. Vgl. auch Heinz Gess, “Sozialismus: das ist die Brücke von links nach rechts” (Goebbels, 1929), in: www.kritiknetz.de.

[ 6 ] Dokumentation: Hitlers “grundlegende Rede” über den Antisemitismus, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 16. Jg., 1968, H. 4, S. 390 – 420.

[ 7 ] Hitlers Zweites Buch. Ein Dokument aus dem Jahr 1928. Eingeleitet und kommentiert von Gerhard L. Weinberg (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Bd. 7), Stuttgart 1961, S. 220.

[ 8 ] B. Bakanow, Zionismus: Lüge von A bis Z, Moskau 1974, S. 9. Siehe auch die ebenfalls in Moskau auf Deutsch erschienene Broschüre Der Zionismus – ein Werkzeug der imperialistischen Reaktion (1970), hier insbesondere S. 140: “Die Zionisten müßten Hitler ein Denkmal setzen.”

[ 9 ] Werner Pirker, Im Zweifel für Israel. Mit seinem Bekenntnis zum Zionismus hat Gregor Gysi die Koordinaten linker Außenpolitik umgeworfen, in: Junge Welt vom 25. April 2008. Und warum wohl arbeitet ausgerechnet der Gysi, insinuiert Pirker, an der “Herstellung einer prozionistischen Hegemonie”? Interessant immerhin, wie der bewußtseinslegasthenische Pirker aus nur vier Vokabeln – “Heimat”, “Boden”, “Volk” & “angestammte Rechte” – einen ML anrührt, der keine Wünsche mehr offenläßt. Neulich (s.o.) kam noch die Vokabel hinzu, die Antideutschen seien “Nationalnihilisten”, die vorhätten, “die ‘Kameltreiber‘ für Auschwitz büßen zu lassen.” Der Nazi Claus Nordbruch (siehe Fn. 11), der sein Kenntnisse über die Antideutschen gerne aus www.wildcat-www. de/zirkular/63/z63antidt.htm bezieht, nennt diese auch gern “Helfershelfer des Imperialismus” (a.a.O., S. 87), womit die Querfront komplett ist und man wieder im Jahr 1923, dem Jahr der Apologie des Nazis Albert Leo Schlageters durch eine Rede Karl Radeks vor dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale angelangt ist; siehe nur das Traktat einer in ausgerechnet Magdeburg heimischen KPD/ML Zionismus – Todfeind der Völker von 2006, insbesondere S. 17 ff.: “Die fünfte Kolonne: Die Antideutschen” (www.kpd-ml.org). – Dieser Staatlichkeitswahn speist sich aus der Linie Lassalle-Noske-Stalin, vgl. dazu auch Initiative Sozialistisches Forum, Ulrike Meinhof, Stalin und die Juden. Die (neue) Linke als Trauerspiel, in: Dies., Das Ende des Sozialismus und die Zukunft der Revolution. Analysen und Polemiken, Freiburg 1990, S. 119 – 165, auch unter www.isf-freiburg.org, sowie Dies., Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten. Über Israel und die linksdeutsche Ideologie, Freiburg 22002, und ihre Flugblätter Karl Marx, Israel und die Militanz der Vernunft (2006) sowie Die Konterrevolution gegen Israel (2008) unter: www.isf-freiburg.org. – Dieser stalinistische Staatlichkeitswahn ist wohl auch der Grund für Pirkers Vorstellung von “Israelis, deren Staat auf Terror gegründet ist” (Werner Pirker, Am Pranger. Carter macht sich Israel zum Feind, in: Junge Welt vom 26./27. April 2008) – im Gegensatz zu allen andern Staaten dieser Welt natürlich , die kein Gewaltmonopol auf Leben und Tod besitzen, die friedlich/schiedlich im Geiste des Völkerrechts begründet wurden und in denen die Gewalt, wie im Grundgesetz der Deutschen, “vom Volke” ausgeht. – Zu einer tatsächlichen Kritik an Gysis neuerlicher Haltung zu Israel (Gregor Gysi, Die Haltung der deutschen Linken zum Staat Israel, in: rls Standpunkte 9/2008 der Rosa-Luxemburg-Stiftung unter www.rosalux.de), ist Pirker allerdings so wenig in der Lage, als dessen “Juristensozialismus” (Engels) sein eigener ist, nur mit anderer Meinung beklebt.

[ 10 ] Martin Suchanek, Antizionismus = Antisemitismus?, in: www.arbeitermacht .de/ni/ni113/antizionismus htm. – Die Frage, warum der Antizionismus gerade durch trotzkistische Gruppen am Köcheln gehalten wird, wäre eine eigene Untersuchung wert. In diesem Milieu, das wohl nie begreifen wird, warum ihr Heros, Leo Trotzki, nur der “gescheiterte Stalin” war (siehe Willy Huhn, Trotzki – der gescheiterte Stalin, Berlin 1974, sowie Ders., Der Etatismus der Sozialdemokratie. Zur Vorgeschichte des Nazifaschismus, Freiburg 2003), wird trotz Abraham Léon immer wieder insistiert, es sei sehr wichtig, “zwischen der Kritik am Zionismus und Antisemitismus zu unterscheiden”; denn “mit dem Antisemitismus-Vorwurf erschwert Israels Regierung eine echte Bekämpfung des Antisemitismus …” (Ahmed Shah, Israel und die antinationale Linke, in: Linksruck Netzwerk (Hg.), Sozialismus von unten. Magazin für antikapitalistische Debatte und Kritik, auf: www.sozialismus-von-unten.de.

[ 11 ] Claus Nordbruch, Judenfragen. Selbstverständnis und Problematik, Tübingen 2006, S. 85.

[ 12 ] Holger Steltzner, Zur Rettung der Wallstreet, in: Frankfurter Allgemeine vom 22. März 2008. – Zur panischen Rhetorik der Krise siehe auch: Initiative Sozialistisches Forum, Zahltag, in: Jungle World N° 46 vom 15. November 2007.

[ 13 ] Robert Körber/Theodor Pugel (Hg.), Antisemitismus der Welt in Wort und Bild, Dresden 1935, S. 235. – Daß man sich, gerade als Kommunist, durch die notorische Unaufklärbarkeit & typisch deutsche Verstocktheit der Linken ins Rot = Braun-Bockshorn jagen läßt, ist allerdings kein Beweis von dessen Wahrheit. Man wird Adornos Einsicht, Hitler habe “wie kein anderer Bürger das Unwahre im Liberalismus durchschaut” (Minima Moralia, Frankfurt 1979, S. 135), unmöglich dadurch los, daß man diesem, wie es der Bahamas-Redakteur Justus Wertmüller tun möchte, als seine Logik ins Stammbuch schreibt: “Das gesellschaftliche Projekt, das man überhaupt erst aufzurichten hätte, wäre … der Westen, die bürgerliche Republik, mit ihrer Respektlosigkeit gegenüber Kollektiven, ihrem Respekt vor dem Einzelnen und ihrem wachsamen Mißtrauen gegenüber der schrankenlosen Demokratie, diesem Pendant des totalen Staates”, im weiteren ist dann auch noch von “republikanischer Vernunft” und ähnlichen Einbildungen die Rede (Auf der Suche nach Schutz. Warum ein Bündnis mit der “Mitte” der Israelsolidarität das Licht ausblasen würde, auf: www.redaktion-bahamas.org). Wo der Ex-KBler Wertmüller, der einem anderen Ex-KBler, dem ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiter der Grünen-Bundestagsfraktion Matthias Küntzel, mit seiner Rede das Recht auf “knallharte Realpolitik” bestreiten möchte, das wohl her hat? Bestimmt nicht aus der materialistischen Staatskritik etwa Johannes Agnolis, wohl eher aus dem Kapitel “Die sozialistischen Wurzel des Nationalsozialismus” aus Friedrich A. Hayeks Der Weg zur Knechtschaft von 1944 (München 2007, S. 210 ff.): Aber darin wird der Sozialdemokratie die Rechnung aufgemacht, nicht Marx. Statt derlei interessierten Machinationen zu folgen, in deren Konsequenz der Materialismus an die Politik verkauft wird, wäre die Lektüre von Herbert Marcuses klassischem Essay Der Kampf gegen den Liberalismus in der totalitären Staatsauffassung von 1934 anzuraten. – Für die Erfindung der begrifflichen Alternative ‘bürgerliche Republik‘ vs. ‘schrankenlose Demokratie‘ verdiente Wertmüller jedenfalls, wenn das denn die Möglichkeit wäre, das Patent zum Adornostalinisten. Schade eigentlich. – Daß Bahamas den Weg des autoritären Liberalmarxismus gehen könnte, war seit den Thesen der Redaktion über Antipolitik und Gegenaufklärung zwar möglich, aber leider doch absehbar (siehe: Bahamas N° 43, Winter 2003/04, S. 36-39).

[ 14 ] Ebd., S. 302 u. 303.

[ 15 ] Eric Voegelin, Hitler und die Deutschen (1964), München 2006, S. 309.

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