Manfred Dahlmann

Das Rätsel der Macht

Michel Foucaults Machtbegriff und die Krise der Revolutionstheorie

April 2025, ca. 328 Seiten, ISBN: 978-3-86259-175-6
Gesammelte Schriften 2 | Herausgegeben von David Hellbrück und Gerhard Scheit

26,00 

Nicht vorrätig

978-3-86259-175-6 Kategorien: ,

Beschreibung

»Der Kerngedanke meiner Arbeit besteht darin, Foucault nachzuweisen, dass er noch so sehr behaupten kann, er habe keine Theorie, in die er seine Wahrnehmungen einordne, sondern im Gegenteil: Gerade er verfügt über eine solche, die Realität bruchlos ordnende, totalisierende Theorie. Der Clou dieses Vorwurfs ist jedoch, dass ich Foucault, zugegebenermaßen ohne es explizit zu machen, als pars pro toto nehme.«

Band 2 der Gesammelten Schriften enthält die Diplomarbeit, die Manfred Dahlmann im September 1980 bei Johannes Agnoli eingereicht und 2017, kurz vor seinem Tod, zur Veröffentlichung vorbereitet hat. Der Text war das Resultat einer Auseinandersetzung mit der Philosophie Michel Foucaults, der man sich im Westberlin der späten 1970er Jahre nur schwer entziehen konnte. Die damals schon begeisterte Aufnahme dieses französischen Philosophen erscheint aus heutiger Sicht wenig zufällig, war man doch bereits intensiv damit beschäftigt, mit Marx sogleich sämtliche ›Großtheorien‹ einschließlich der kritischen Theorie Adornos und Horkheimers zu verramschen, um die Krise der Revolutionstheorie in Westdeutschland scheinbar hinter sich lassen zu können. Die späte Veröffentlichung dokumentiert den Stand der immerhin noch lebhaften ›marxistischen‹ Diskussion in diesen Jahren und zeigt, wie weit man heute dahinter zurückgefallen ist, wobei der Autor im Vorwort von 2017 festhält, dass er seine Kritik an Foucault mittlerweile begrifflich anders entfalten würde. Der vier Jahrzehnte alte Text exponiert mit Bezug auf Alfred Sohn-Rethel dennoch bereits die Notwendigkeit eines erkenntniskritischen Verständnisses der marxschen Kritik der politischen Ökonomie. Die bis heute ungebrochene Popularität des foucaultschen Machtbegriffs steht pars pro toto dafür, wie nachhaltig gerade dieser Erkenntnis- und Formkritik, die Dahlmann einforderte, bei der Entsorgung des Marxismus ausgewichen worden ist. So zeichnet sich hier in der Frage nach dem Rätsel der Macht der Weg zu den späteren Arbeiten des Autors deutlich ab: zu seinem bisher unveröffentlichten Buch über Petrus Abaelard und den Universalienstreit (als Band 6 der Gesammelten Schriften geplant), zur Kritik der Ontologisierung der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie (Band 4) und nicht zuletzt zur Kritik der Existenzphilosophie Sartres in Freiheit und Souveränität (Band 1).

Aber ganz unabhängig von solcher Spurensuche: Das Rästel der Macht war nicht nur die erste radikale Kritik an den Begriffen Foucaults, sie ist auch die einzige geblieben, wenn radikal heißt, einer Sache auf den Grund zu gehen.

Aus dem Inhalt

  • Vorbemerkung der Herausgeber
  • Statt eines Vorwortes: David Hellbrück im Gespräch mit dem Autor
  • Einleitung
  • Kapitel 1. Die Existenz der Macht: Foucaults Nominalismus
  • Kapitel 2. Inhaltsbestimmungen der Macht: Die Kategorien der Machtanalyse
    • Orte der Macht: Diskurs, Dispositiv, Vergegenständlichung, Natur
    • Das Außen der Macht: die Körper
    • Strategien der Individualisierung: Disziplin und Seele
    • Ontologie der Macht: Geschichte und Struktur
  • Kapitel 3. Positivität als Wirkungsweise der Macht: Das strategische Modell
    • Erkenntnis und Politik: Überlegungen zur Gesellschaftlichkeit von Formanalysen
    • Genealogie: Logik im Chaos von Ereignissen und Entstehungen
    • Regelhaftigkeit und Kontinuität als Konstruktionen des historischen Diskurses
    • Ein eher polemischer Exkurs: die Operationalisierbarkeit der Macht
    • Genealogie und Materialismus
    • Die Anti-Repressionshypothese
  • Kapitel 4. Mikrophysik der Macht: Foucaults Realanalyse der bürgerlichen Gesellschaft
    • Genealogie der bürgerlichen Gesellschaft: Universalisierung der Disziplinarmächte und Individualisierung
      • Gesellschaftliche Reproduktion und Macht: Staat, Recht und Ökonomie
      • Die Revolutionierung der gesellschaftlichen Reproduktion als Transformation von Machttechniken
      • Die Strategie der Macht
    • Der Diskurs: Träger jeder Macht
      • Der Wille zum Wissen: Die Entstehung der Wissenschaften vorn Individuum
      • Politik, Ökonomie und Geschichte der Wahrheit
  • Kapitel V. Das versteckte Problem und seine Folgen
    • Wahrheit und Ideologie
    • Widerstand und Macht
    • Identität und Totalität
    • Die Intelligibilität der Macht: Das Denken des Außen
  • Literaturverzeichnis
  • Anhang [der Erstauflage]
    • Initiative Sozialistisches Forum: Gegen die Heideggerisierung der Linken. Die Ideologie vom Diskurs. Über die Nutzlosigkeit Foucaults für die antinationale Linke
    • Jörg Finkenberger: Das Zeitalter des Poststrukturalismus
    • Manfred Dahlmann: Kritische Theorie am Ende? Über die Antinomien totaler Vergesellschaftung bei Stefan Breuer und Wolfgang Pohrt
  • Editorische Nachbemerkung der Herausgeber
  • Drucknachweise

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Leseprobe

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