Florian Ruttner im Gespräch

Das Webportal antideutsch.org veröffentlichte ein Gespräch mit unserem Autor Florian Ruttner über sein jüngst erschienenes Buch »Pangermanismus. Edvard Beneš und die Kritik des Nationalsozialismus«.

»In Deinem Buch betonst Du, dass Edvard Beneš oft als ein Deutschen hassender tschechischer Nationalist abgestempelt wird. Unter Anderem deshalb wird er kaum als Kritiker und Gegner des Nationalsozialismus wahrgenommen. Ist Dein Versuch seiner kritischen Würdigung auch im Sinne der benjaminschen Thesen Über den Begriff der Geschichte zu verstehen? Geht es Dir ebenfalls darum, dass die tschechoslowakischen Opfer des Nationalsozialismus durch die vergessende Gleichmacherei nicht »ein zweites Mal erschlagen werden«?

Ja, so kann man das ausdrücken. Es geht dabei auch praktisch vor allem darum, anhand der Rolle, die Beneš in der deutschen Erinnerung zugeschrieben wird, auf eine Tendenz derselben hinzuweisen, die im Zweiten Weltkrieg nur noch Opfer eines nicht näher definierten Nationalismus sieht, der ganz allgemein eine Verirrung des 20. Jahrhunderts gewesen sei. Die Deutschen als »Weltmeister der Vergangenheitsbewältigung« hätten sich mit ihren Verfehlungen schon auseinandergesetzt, hätten ihre Lektion gelernt, jetzt wäre es an der Zeit, dass eben zum Beispiel die Tschechische Republik gleichziehe.

Vor diesem Hintergrund wollte ich zeigen, dass es sehr wohl Unterschiede im Verständnis von Staat und Nation gab, und dass gerade Beneš mit seiner Analyse des Nationalsozialismus dieser vereinfachten Sichtweise opponierte und darauf beharrte, dass die »Volksgemeinschaft« mehr war eine bloße Propagandaphrase, sondern durch die massenhafte Identifikation der Bevölkerung mit dem Nationalsozialismus sehr real wurde. Beneš war es auch, der in Reden nach dem Zweiten Weltkrieg sehr früh genau vor den Versuchen einer »Wiedergutwerdung der Deutschen« warnte. All das macht ihn natürlich zu einem Hassobjekt.« [Weiterlesen]

Termine
05.02 – Bremen, Jugendhaus Buchte, 20 Uhr: https://www.facebook.com/events/462006071419771/
06.02 – Hamburg, Studienbibliothek, 19 Uhr: http://www.studienbibliothek.org/
07.02 – Berlin, Loge (Friedrichshain), 19 Uhr: https://www.facebook.com/events/2570104253266750/