Neuerscheinung: Albert Cohen, Oh, ihr Menschenbrüder
Albert Cohens Erzählung »Oh, ihr Menschenbrüder« ist in der deutschen Erstübersetzung von Ahlrich Meyer soeben erschienen.
Albert Cohen (1895–1981) war Schriftsteller und Diplomat mit schweizerischem Pass. Geboren in Korfu, zog er 1900 mit seiner jüdischen Familie nach Marseille, wo er aufwuchs. Von 1915 bis 1919 studierte er in Genf Jura. Cohen engagierte sich in der zionistischen Bewegung und arbeitete während der Zeit des NS für die Jewish Agency in London. Als juristischer Berater des Intergouvernementalen Komitees für Flüchtlinge arbeitete er die Internationale Vereinbarung zum Schutz von Flüchtlingen von 1946 aus, die in die Genfer Flüchtlingskonvention einging. Cohen, in dessen Romanen die für Juden überlebenswichtige Frage der Pässe stets eine große Rolle spielt, bezeichnete dieses 32-seitige Vertragsdokument später als sein »schönstes Buch«. In den 1950er Jahren lehnte er weitere politische Ämter ab, um sich wieder der Literatur widmen zu können. Cohen zählt zu den großen französischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Sein erster Roman Solal erschien 1930; Belle du Seigneur (1968) der auch als Studie über das jüdische Leben in Europa vor der Shoah gelten kann und der mit dem Grand prix du roman de l’Académie française ausgezeichnet wurde, gehört längst zur Weltliteratur. Ô vous, frères humains erschien erstmals 1972. Cohens Erzählung hat in Frankreich zuletzt wieder Bekanntheit erlangt, da Rénald Luzier (»Luz«), Zeichner der Mohammed-Karikaturen bei Charlie Hebdo und Überlebender des Terroranschlags auf die Redaktion im Januar 2015, Ô vous, frères humains zur Vorlage für seine gleichnamige Graphic Novel nahm, in der er sich mit dem islamistischen Mordanschlag auseinandersetzt.