Martin Bauer über Klaus Heinrich
Martin Bauer besprach für Soziopolis Klaus Heinrichs Vorlesung über Giovanni Battista Piranesi; darin heißt es u.a.:
»Einem sträflich vereinfachten Verständnis von Psychoanalyse als therapeutischer Methode, die neurotisches Elend beseitigt, damit wir uns – symptomentlastet – bequemer im gewöhnlichen Unglück einrichten, hat sich auch der Berliner Religionsphilosoph Klaus Heinrich mit Nachdruck widersetzt. Sein Programm – durch einen Freud informiert, der für Heinrich als Analytiker menschlicher Triebsubjektivität zugleich eminenter Zivilisationstheoretiker war – bestand darin, ›Prozesse der Zivilisationsgeschichte so weit wie möglich aufzuklären, um nicht zu widerstandslosen Objekten solcher Prozesse zu werden‹, so der programmatische Wortlaut im Text von Heinrichs Vorlesungen über den italienischen Kupferstecher, Archäologen und Architekten Giovanni Battista Piranesi (1720–1778). Die verdienstvolle Edition des Vorlesungstextes ergänzt ein zweites Heft mit einem ebenfalls vorzüglich edierten Bild-Apparat. Er gestattet den Lesern, entlang der Veduten Piranesis sowie zusätzlicher Bilddokumente, die bis in die Periode nationalsozialistischer Architektur hineinreichen, Heinrichs Interpretationen der Geschichte von Städtebau, Architektur und Zivilisationstheorie zu folgen, die souverän drei Jahrhunderte in Italien, Frankreich und Deutschland umfasst.«