Initiative Sozialistisches Forum (Freiburg)
Seit Jahren treffen wir uns jeden Dienstag um 20 Uhr in unseren Büroräumlichkeiten (Günterstalstr. 37, 79102 Freiburg). Wenn wir das Interesse geweckt haben, Kontakt gewünscht ist, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail.

jour fixe der Initiative Sozialistisches Forum (Freiburg)
Der jour fixe steht allen offen und findet seit 1983 während dem Semester alle 14 Tage statt. Das gedruckte Folder liegt an allen einschlägig bekannten Orten in Freiburg aus und kann auf Anfrage auch postalisch verschickt werden. In der rechten Spalte finden sich alle für das jour fixe-Programm verfassten Texte sowie das Veranstaltungsprogramm mit den dazugehörigen Vortragsankündigungstexten. Einen Teil der Veranstaltungen haben wir mit einem Tonbandgerät aufgezeichnet und stellen sie hier zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung.

Programm Herbst/Winter 2024/25

Alle Vorträge finden als Hybrid-Veranstaltungen in Präsenz mit Zoom-Übertragung (Zoom-Link: https://us06web.zoom.us/j/88664348128?pwd=alZJWDZFalJlK2FGclBUMW9BdklGUT09) statt.

 

 

November

 

Donnerstag, 7. November 2024
Palästina und seine Flüchtlinge

Im Zentrum des israelisch-palästinensischen Konflikts steht weniger die Frage um künftige Staatsgrenzen, sondern ein von der UN mitverursachtes Flüchtlingsproblem. Denn die von den Vereinten Nationen 1949 als Nothilfsagentur ins Leben gerufene United Nations Relief and Work Agency (UNRWA) ist heute für knapp sechs Millionen sogenannter Flüchtlinge im Libanon, Syrien, Jordanien, der Westbank und dem Gazastreifen verantwortlich. Dies sind größtenteils die Nachkommen von den 750.000 Arabern, die 1948 während des Unabhängigkeitskrieges aus Israel geflohen sind. Ein vererbbarer Flüchtlingsstatus stellt weltweit eine Einmaligkeit dar, weshalb diese Flüchtlinge auch nicht unter das Mandat des UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR fallen. Das von der UNRWA, arabischen Staaten und auch vielen Europäern geforderte Recht auf Rückkehr dieser Menschen nicht etwa in einen künftigen palästinensischen Staat, sondern nach Israel würde de facto das Ende des jüdischen Staates einläuten. Entsprechend betrachteten arabische Staaten und palästinensische Organisationen die Flüchtlingsfrage auch vor allem als Waffe im Kampf gegen Israel. Im Vortrag wird es über die Entstehung der UNRWA gehen, was palästinensische von anderen Flüchtlingen unterscheidet, warum es kein Recht auf Heimat oder Rückkehr gibt und wieso mit der UNRWA keine Lösung des Problems gefunden werden kann.

Es spricht Thomas van der Osten-Sacken, Mitbegründer und Geschäftsführer der seit über dreißig Jahren im Nahen Osten tätigen Hilfsorganisation Wadi e. V. und freier Autor, der in Buch- und Zeitungsartikeln über die Region berichtet.
Um 19 Uhr nur online über Zoom.

 

Donnerstag, 21. November 2024
Der Iran und die politische Bedeutung des schiitischen Islam

Der Islam ist immer wieder Gegenstand linker und öffentlicher Debatten. Spätestens seit dem Kampf gegen den IS sind Begriffe wie Islamischer Staat und Dschihad in der politischen Diskussion angekommen. Dabei wird meist vergessen, dass es schon seit über 40 Jahren einen islamischen Staat gibt, die sogenannte Islamische Republik Iran. Deren Ideologie ist aber nicht der Dschihad, sondern das Märtyrertum, die religiöse Grundlage des schiitischen Islam, der iranischen Staatsreligion. Im Vortrag wird es um diese Ideologie des Märtyrertums gehen, um den theologisch-historischen Hintergrund und die jährlichen Aschura-Zeremonien, um deren Bedeutung für die iranische Gesellschaft sowie um die Auswirkungen auf die iranische Politik seit 1979 (Iran-Irak Krieg, Feindschaft gegen Israel, Unterstützung von Terrororganisationen, Frauenunterdrückung, die Proteste von 2022).

Es spricht Ali Ma, der in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig ist. Er bietet Argumentations- und Handlungstrainings gegen Rechts an sowie Workshops in Schulen zu Rassismus und Antisemitismus. Darüber hinaus hält er Vorträge zu Johannes Agnoli.
Um 19 Uhr im Büro des ça ira-Verlages, Günterstalstr. 37, im Hinterhof.

 

 

Dezember

 

Donnerstag, 5. Dezember 2024
Antisemitismus und Psychoanalyse. Projektion und „kritische Selbstbesinnung“

Theodor W. Adorno schrieb 1959, dass der „Hass gegen die Psychoanalyse unmittelbar eins (sei) mit dem Antisemitismus“, nicht nur da Freud Jude war, „sondern weil die Psychoanalyse genau in jener kritischen Selbstbesinnung besteht, welche die Antisemiten in Weißglut versetzt.“ Eine psychoanalytische Auseinandersetzung mit und eine Kritik des Antisemitismus ist seit dem 7. Oktober 2023 dringlicher denn je, zeigt sich seitdem doch eindrücklich, wie latent schon lange vorhandener Antisemitismus virulent wird und sich ausbreitet. Moderner Antisemitismus zielt auf Vernichtung: Erst wenn die Juden von der Welt bzw. Israel von der Landkarte verschwunden ist, dann ist alles gut, d.h. vollkommen, lückenlos und ohne Widersprüche, so lässt sich die zentrale, auf Projektion beruhende, antisemitische Phantasie zusammenfassen. Der Vortrag untersucht die Psychodynamik des Antisemitismus, erläutert diese an aktuellen Beispielen aus Medien und von Demonstrationen und stellt die Frage, was heute unter der „kritischen Selbstbesinnung“ bzw. einer „Erziehung zur Mündigkeit“ zu verstehen sein könnte.

Es spricht Christine Kirchhoff, Professorin für Psychoanalyse, Subjekt- und Kulturtheorie an der IPU in Berlin und Psychoanalytikerin (DPV/IPA) in eigener Praxis. Diverse Veröffentlichungen, u.a. Das psychoanalytische Konzept der ‚Nachträglichkeit‘. Zeit, Bedeutung und die Anfänge des Psychischen, Psychosozial-Verlag, (Gießen, 2009).
Um 20 Uhr im Hörsaal 1009 der Universität Freiburg, KG I. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit den Freiburger Roundtables: Politische Einflussnahme, Plattform & Potentiale (FRPEPP) statt.

 

 

Januar

 

Donnerstag, 23. Januar 2025
Vereinte Nationen gegen Israel: Wie die UNO zur größten israelfeindlichen Organisation der Welt wurde

Kein anderes Land steht bei den Vereinten Nationen derart am Pranger wie Israel. Die UNESCO und der UNO-Menschenrechtsrat beispielsweise haben den jüdischen Staat in ihren Resolutionen häufiger verurteilt als alle anderen Länder dieser Welt zusammen. Auch die Generalversammlung der UNO beschäftigt sich in ihren Sitzungen weit öfter mit der einzigen Demokratie im Nahen Osten als etwa mit Syrien, Nordkorea oder dem Iran. Zahlreiche UNO-Organisationen tun kaum anderes, als tagtäglich antiisraelische Propaganda zu produzieren.Die UNO ist, wie nicht zuletzt seit dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 zu sehen ist, die größte anti-zionistische Organisation der Welt.  Dabei waren die Vereinten Nationen dem jüdischen Staat nicht immer so feindlich gegenübergestanden. Doch eine Reihe von Entwicklungen hat dazu geführt, dass die UNO bis Mitte der 1970er Jahre eine scharf antiisraelische Wende vollzogen. Ein Beschluss wie die Teilungsresolution von 1947, in der die Schaffung eines jüdischen Staates vorgeschlagen wurde, wäre heute schlicht undenkbar.

Es spricht Florian Markl, Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter von Mena-Watch, einem unabhängigen Nahost-Thinktank in Wien. Publikationen u.a. zu den Themen Antisemitismus, Terrorismus und dem Nahen Osten. Zusammen mit Alex Feuerherdt veröffentlichte er die Bücher Vereinte Nationen gegen Israel. Wie die UNO den jüdischen Staat delegitimiert (Berlin 2018) und Die Israel-Boykottbewegung. Alter Hass in neuem Gewand (Berlin/Leipzig 2020)
Um 19 Uhr nur online über Zoom.

Audiodateien

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