Peter Nowak auf Telepolis über Thorsten Fuchshubers Analyse des russischen Racket-Regimes
In seinem Artikel Putins bürgerlicher Racket-Staat und der Unterschied zum Faschismus (19. Juni 2022) würdigt Peter Nowak Thorsten Fuchshubers Analyse der Racket-Strukur des russischen Regimes unter Vladimir Putin:
»Dass es auch andere linke Ansätze gibt, das russische Regime zu erklären, ohne in plumpe Faschismus-Ruferei zu verfallen, hat Torsten Fuchshuber in seinem Buch ›Rackets – kritische Theorie der Bandenherrschaft‹ vorgemacht. In dem im Ca-Ira-Verlag erschienenen Buch setzt sich Fuchshuber kenntnisreich mit dem im Umfeld der Frankfurter Schule entwickelten Racket-Begriff auseinander und geht in einem knappen Kapitel auch auf die Herrschaft in Russland ein.
Aus Fuchshubers Sicht agiert Putin nicht als ideeller Gesamtkapitalist, der die unterschiedlichen Kapitalinteressen unterwirft, sondern als Vertreter der Rackets, die in der Phase der Schwäche des russischen Staates nach der Jelzin-Ära nach oben kamen.
Der Zerfallstendenz wirkte Putin demnach nicht etwa durch Entmachtung und rechtsstaatliche Integration der Rackets entgegen, soweit das innerhalb staatlicher Herrschaftsformen wenigstens möglich ist, sondern dadurch, dass er sich an deren Spitze setzte.
Fuchshuber beschäftigt sich auch kritisch mit verschiedenen präfaschistischen russischen Ideologen wie dem Ultranationalisten Alexander Dugin, über deren realen Einfluss auf die Politik Putins aber wenig bekannt ist.
Es kann also tatsächlich sinnvoll sein, auch über faschistische Tendenzen in der russischen Gesellschaft zu reden, die durch die Kriegssituaton sehr verstärkt werden – wie auch in der Ukraine. Das bedeutet aber auch, weder Russland noch die Ukraine pauschal als faschistisch bezeichnet werden können.« [Weiterlesen]