Rezension: »Ein ungedruckter Verriss« von Thomas Meyer
In der Süddeutschen Zeitung vom 18.02.2019 erschien ein Aufsatz von Thomas Meyer zur Kontroverse zwischen Günther Anders und Karl Löwith, welche auf die Veröffentlichung von Löwiths Studie Von Hegel zu Nietzsche folgte. Der Anlass: Dank Mike Rottmann und Anders’ Nachlassverwalter Gerhard Oberschlick wurde die zwar damals für die Veröffentlichung in der Zeitschrift für Sozialforschung bestimmte, aber letztendlich nie erschienene Rezension Anders’ zu Löwiths Buch schließlich erstmals in sans phrase 13 abgedruckt – begleitet von einigen Briefen von Löwenthal, K. Löwith, A. Löwith und Anders rund um die Kontroverse sowie einem Aufsatz von Mike Rottmann.
»Dass Löwiths Buch eine Analyse des ›nachmetaphysisches Denkens‹ enthielt und damit den entscheidenden revolutionären ›Bruch‹ in der Entwicklung der modernen Philosophie markierte, diese Einsichten hatte bereits der erste genaue Leser der Studie vermerkt. Dieser Leser war Günther Anders, wie wir nun dank dem Nachlass-Verwalter des Philosophen und Kulturkritikers, Gerhard Oberschlick, und dem jungen Leipziger Ideenhistoriker Mike Rottmann wissen (sans phrase, Freiburg, Heft 13, 15 Euro). Dass die Besprechung von Löwiths Buch erst jetzt zugänglich wird, hat mit verständlichen Empfindlichkeiten zu tun. Denn Anders sandte seine scharfe Kritik an die Zeitschrift für Sozialforschung, die von den ebenfalls emigrierten Mitarbeitern des vormaligen Frankfurter ›Instituts für Sozialforschung‹ in den USA herausgegeben wurde. Der Redakteur Leo Löwenthal schrieb ob der Heftigkeit von Anders’ Verriss den gelegentlichen Zeitschriftenmitarbeiter Karl Löwith an. Der war grundsätzlich bereit, die Kritik zu akzeptieren, wollte jedoch eine Replik schreiben. Es kam anders, die Rezension erschien nicht.«
Thomas Meyer, Süddeutsche Zeitung, 19. Februar 2019