Buchvorstellung in Dortmund: Georg Elser in Deutschland
Am Mittwoch, den 11.10.2023 ist in Dortmund eine Veranstaltung mit unserem Autor Matheus Hagedorny geplant, auf die wir gerne hinweisen:
Mittwoch, 11. Oktober 2023, 19.00 Uhr
Nordpol, Bornstr. 144, 44145 Dortmund
Georg Elser in Deutschland
Buchvorstellung mit Matheus Hagedorny
Vom Feind der Volksgemeinschaft zum deutschen Helden in 80 Jahren: Georg Elser (1903-1945) wollte Adolf Hitler 1939 mit einer Bombe töten und scheiterte nur knapp. In der Rezeptionsgeschichte des Bürgerbräu-Attentats zeigen sich die Leerstellen und Abgründe der deutschen Aufarbeitung der Vergangenheit. Matheus Hagedorny konzentriert sich auf den ideologischen Zusammenhang, in dem die Motive zur Tötung Hitlers reiften, und die daraus resultierenden Nachwirkungen auf die Wahrnehmung des Attentats während und nach der Zeit des Nationalsozialismus.
Bis zum Ende des Kalten Krieges war das Bürgerbräu-Attentat und sein alleiniger Urheber vor allem Gegenstand bemühter Verschwörungstheorien und ideologisch motivierten Übergehens. Solange stand der proletarische Widerstandskämpfer aus dem schwäbischen Königsbronn im Schatten der Putschisten des 20. Juli 1944. Nach langer Verleumdung setzt ihm die deutsche Gesellschaft ein Denkmal nach dem anderen. Die Spitzen des Nachfolgestaats des Dritten Reiches sparen nicht mit Respektsbekundungen, wenn die Rede auf Elser kommt.
In Deutschland vergeht kein 8. November mehr ohne ausführliche Ehrung des Attentats. Der Weg zum gesamtdeutschen Tyrannenmörder der Herzen erscheint in der Rückschau kaum als Bewusstwerden über die ausnehmende Rolle, die der schwäbische Handwerker in der Geschichte des Nationalsozialismus einnimmt. Stattdessen sind projektive Zuschreibungen von links bis rechts Legion. Oftmals verschüttet bleibt aber das Sperrige, was den Attentäter über seine Landsleute erhaben machte: sein Bewusstsein über die nationalsozialistische Ökonomie der Zerstörung. Aus dieser Ignoranz erwächst sowohl die staatsoffizielle als auch die wutbürgerlich interessierte Vereinnahmung Georg Elsers. Gegen diese Tendenzen richtet sich Hagedorny. Er geht der Frage nach, was das Andenken an den christlich und kommunistisch geprägten Attentäter in Deutschland über Jahrzehnte blockierte und warum der einsame Widerstandskämpfer heute kein Vorbild sein kann.
Matheus Hagedorny ist Autor und promoviert an der Universität Potsdam zu Islambildern der Neuen Rechten in der Bundesrepublik. Sein Buch »Georg Elser in Deutschland« ist im November 2019 beim ça ira-Verlag erschienen.
Der Vortrag wird organisiert von der Initiative für Gesellschaftskritik und findet mit freundlicher Unterstützung der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Demokratie und Toleranz der Stadt Dortmund statt.
Weitere Informationen: Initiative für Gesellschaftskritik Dortmund
Weitere Termine mit unseren Autorinnen und Autoren finden sich auf unserer Homepage.