Thorsten Fuchshuber über das »Racket als Struktur« in der neuen iz3w
In der iz3w-Ausgabe vom März/April 2022 findet sich ein längerer Artikel von Thorsten Fuchshuber über das »Racket als Struktur«:
»So reizvoll und reich an kritischen Einsichten es daher sein mag, bestimmte Entwicklungen im sogenannten Globalen Süden, Verquickungen von Politik und Verbrechen, Korruption und Formen der Beuteökonomie mithilfe des Racket-Begriffs zu fassen: Horkheimer hatte primär Anderes im Sinn. Er wandte sich gegen eine von ihm und seinen Mitarbeitern als bloß ›formalsoziologisch‹ kritisierte, deskriptive Theorie der Bandenbildung, wie er sie in den soziologischen und kriminologischen Diskussionen im US-amerikanischen Exil beobachtete. Demgegenüber hatte er die Transformationsprozesse seiner Zeit aus gesellschaftskritischer Perspektive im Blick.
Um diese Entwicklungen zu konzeptionalisieren, wollte Horkheimer gemeinsam mit anderen Mitarbeitern des in den USA in ›Institute for Social Research‹ umbenannten Frankfurter Instituts für Sozialforschung eine umfassende Theorie der Rackets entwickeln. Damit sollte der Prozess erfasst werden, der zur Entstehung des Nationalsozialismus geführt hatte. Gleichzeitig wollte Horkheimer analysieren, inwiefern die in Deutschland beobachteten Tendenzen in anderer Form auch in anderen Ländern zum Ausdruck kamen; etwa im faschistischen Italien, im von Horkheimer so bezeichneten ›integralen Etatismus oder Staatssozialismus‹ der Sowjetunion, aber auch in den USA, die damals durch die massiven staatlichen Interventionen der ›New Deal‹-Politik geprägt wurden.« [Weiterlesen]
Thorsten Fuchshuber ist Autor der bei ça ira erschienenen Studie Rackets. Kritische Theorie der Bandenherrschaft.