Ilse Bindseil

Es denkt

Für eine gesellschaftliche Definition des Geistes und einen Verzicht auf die Definition des Körpers

1995, 112 Seiten, ISBN: 978-3-924627-43-0
2. Auflage – 2019

19,00 

978-3-924627-43-0 Kategorie:

Beschreibung

Ein Plädoyer, die Philosophie Alfred Sohn-Rethels, wenn schon ernst, dann gefälligst ein bißchen ernster zu nehmen. Ein Eingriff in die patriarchale Geistphilosophie. Eine rigorose Zertrümmerung der ›transzendentalen Position‹. – Ich denke, also bin ich? Mitnichten! »Merke: Der Körper wird – via Arbeitskraft – in die Gesellschaft eingebaut. Die Gesellschaft dagegen wird – via Geist – in den Körper eingebaut. Nicht wächst der Einzelne in die Gesellschaft hinein, sondern die Gesellschaft wächst in ihn hinein.«

»Der einzelne, der der Gesellschaft gegenübersteht, wie wir uns mit Hilfe der klassischen Ästhetik einreden wollen, gibt es nicht. Einerseits gibt es einen aller geistigen Individuierungsmerkmale baren Körper. Andererseits gibt es eine aller individuellen Körpermerkmale bare, strikt gesellschaftliche Person. Daß beides sich in einem Körper findet, ist beileibe kein hinreichender Grund, eine aus Körper und Geist geformte Person zu konstruieren und diese zum souveränen Mitglied einer vermeintlich föderativen Gesellschaft zu erklären. Vielmehr ist alles ganz anders.«

Inhalt

  1. Vorläufige Unterscheidungen: Körper, Geist und psychische Person
    1. Vergleichbarkeit von geistiger und körperlicher Arbeit
    2. Körperkraft/Geschicklichkeit versus geistiger Besitz der Person
    3. Geist, seiner Besitz- oder Habenseite nach, als geronnene Arbeit oder fixes Kapital
    4. Geist als Introjekt der Gesellschaft im Körper des einzelnen
    5. Die Person – Resultat einer unbewußten, zur Selbstwerdung im Sinn des gesellschaftlichen Begreifens prinzipiell unfähigen, das heißt strikt erlittenen, passiven Vermittlung zwischen Körper und Geist
  2. Genetische Vermittlung von Körper und Geist durch die Arbeitskraft
    1. Reproduktion als Ausgangspunkt der Entfremdung (Kritik an Alfred Sohn-Rethels Geldtheorie)
    2. Geist, die Verfestigung der verflüssigten Körper, als die primäre Ebene der Gesellschaft
    3. Exkurs über eine ganz und gar irreale Umkehrung der Ordnung
    4. Körper und Arbeitskraft: antagonistische Geschwister viel mehr noch als Arbeiterklasse und Kapital
    5. Die Reflexion in sich des Körpers: Arbeitskraft – die Reflexion in sich der Arbeitskraft: Kapital
  3. Systematische Vermittlung von Körper und Geist vermittels der Gesellschaft
    1. Notwendigkeit einer inneren Zersetzung der äußerlich erfolgreich sortierten Instanzen
    2. Körperliche Arbeit als gesellschaftliche Funktion
    3. Unhaltbarkeit der Körper-Geist-Antinomie
    4. Funktionslust
    5. Der einzelne: ein Teil Körper, drei Teile Gesellschaft
  4. Geist und Gesellschaft
    1. Das Individuum: die kleinste Einheit – nicht die Keimzelle – der Gesellschaft
    2. Künstlichkeit und Zufälligkeit der Aufspaltung der Gesellschaft in Individuen
    3. Fehlendes Verhältnis zwischen Individuum und Körper
    4. Beschränktheit geistiger Tätigkeit
    5. Freuds Widerstandsanalyse: ein Modell für negatives Denken
  5. Gesellschaftliche Selbstreflexion als transzendentale Kritik
    1. Aufgabe gesellschaftlicher Selbstreflexion: Verzicht auf den gesellschaftlich produzierten Restkörper
    2. Status der gesellschaftlichen Selbstreflexion: eine um ihr gesellschaftliches Selbst zentrierte Reflexion
    3. Modus der gesellschaftlichen Selbstreflexion: Destruktion der fundamentalistischen Ausdrucksorgane des Restkörpers, Subjektivität und Ich
    4. Anthropologischer Exkurs: Gesellschaftlicher Reichtum als persönliche Entfremdung, gesellschaftliche Armut als persönlicher Tod, gesellschaftlicher Tod als zufällige Zerstörung von Produktivkräften
    5. Perspektive der gesellschaftlichen Selbstreflexion: Verzicht auf (individualistische) Sinnstiftung als erster Schritt zur (gesellschaftlichen) Selbstwahrnehmung
  6. Schluß: Selbstreflexion als écriture automatique der Gesellschaft

»Erwarten Sie kein elegantes Kondensat dieses scharfsinnigen Buches. Nur soviel: Es geht um die Erledigung jener so erhebenden Antinomie von Körper und Geist. Anders als die traditionelle Individuum contra Gesellschaft-Theorie es denkt, ›denkt es‹, nicht ich, wenn ich denke. Denn der Geist, das Selbst, das authentisch Gedachte sind hochgradig, nämlich hundertprozentig gesellschaftlich verfertigt und mit dem Körper, dem sie aufsitzen, nur zufällig verbunden. Gesellschaft ist die Kristallisation des verflüssigten Nutzteils des Körper, also ihrer Arbeitskraft, und Geist wiederum die sozusagen im einzelnen sich verflüssigende Gesellschaft.« / Christel Dormagen, literatur-konkret

Materialien

Rezensionen

  • Marco Ebert: Rezension (Jahrbuch Sexualitäten, 2021)

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