Die Ursprünge des arabisch-israelischen Konflikts (1870 – 1950)
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Beschreibung
Nirgends sonst als bei den Diskussionen über den sogenannten Nahostkonflikt zeigt sich drastischer, wie sehr das verbissene Ressentiment gegen Israel das maximale Desinteresse an seinem Gegenstand doch zu seiner konstitutiven Voraussetzung hat. Unvorstellbar darum, dass auch nur einer der ›israelkritischen‹ Dogmatiker und ewigen Bescheidwisser sich je mit dem »Que sais-je?« (dt.: Was weiß ich?) der französischen Frühaufklärung konfrontierte, das titelgebend für die renommierte Reihe im Geiste der Enzyklopädisten ist, in der Georges Bensoussans prägnante historische Untersuchung 2023 in Frankreich erschien.
Auf seiner Suche nach dem gesellschaftlichen Ursprung des damals noch arabisch-israelischen Konflikts geht Bensoussan bis in die Zeit vor der ersten Alija zurück und betrachtet einen historischen Abschnitt, der sich vom Jahr 1870 bis zum Ende des Unabhängigkeitskriegs und den ersten Waffenstillstandsabkommen Israels mit seinen arabischen Nachbarstaaten 1949 erstreckt. Er zeigt dabei, dass der alte Jischuv bereits vor der Einwanderung osteuropäischer Zionisten den Kern einer von Europa inspirierten Nationalbewegung bildet. Während sich für die dortigen Juden schon früh der Weg hin zu einer modernen Gesellschaft mit entsprechenden Institutionen und Organisationen abzeichnet, ist die überwiegende Mehrheit der arabischen Bevölkerung durch die clanbasierte und durch Tradition und Religion gebundene Herrschaft in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung gehemmt. Schon bald stehen sich zwei kulturell und gesellschaftlich deutlich differierende Gesellschaften bis zur offenen Feindschaft gegenüber.
Bensoussan macht deutlich, dass sich die Dynamik des arabisch-israelischen Konflikts, die keine der üblichen Erklärungsmodelle – vom Nationalismus über den Imperialismus bis hin zum Kolonialismus – wirklich erfassen kann, auch aus der historischen Ungleichzeitigkeit der beiden Nationalbewegungen und den damit einhergehenden ideologischen Verarbeitungsmustern speist, deren Bedeutung nur ermessen kann, wer sich eine Vorstellung von gesellschaftlichem Fortschritt bewahrt. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch, weil der Historiker über den arabischen und islamischen Antisemitismus nicht schweigt, wird er immer wieder zur Zielscheibe von Hetzkampagnen durch islamische und antirassistische Aktivisten.
Vita
Georges Bensoussan, geboren 1952 in Ahfir, stammt aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in Marokko, die nach Frankreich auswandern musste. Er ist Chefredakteur der Zeitschrift Revue d’histoire de la Shoah und verantwortlich für die Publikationen des Mémorial de la Shoah in Paris. Als Historiker hat er sich mit zahlreichen Werken zur Geschichte der Shoah, des Zionismus und der Juden in der arabischen Welt international einen Namen gemacht. Bensoussan hat sich öffentlich immer wieder kritisch zum muslimischen Antisemitismus in Frankreich geäußert, wofür er von antirassistischen Aktivisten und Organisationen immer wieder angefeindet wird. Seine Arbeiten wurden bislang ins Englische, Italienische, Japanische und Spanische übersetzt. Auf Deutsch liegt bisher lediglich der Band Die Juden der arabischen Welt. Die verbotene Frage (2019) vor.
Aus dem Inhalt
- Einleitung
- I. Der Schauplatz des Konflikts
- II. Eine angekündigte Tragödie
- III. Palästina in den Wirren des Ersten Weltkriegs
- IV. Die ersten Jahre der britischen Mandatszeit
- V. Der Zusammenstoß
- VI. Die Jahre des Bruchs (1929 – 1937)
- VII. Der Aufstand und die Perspektiven einer politischen Lösung (1937 – 1939)
- VIII. Der jüdisch-arabische Konflikt während des Zweiten Weltkriegs
- IX. Palästina 1945 – 1947: Der gordische Knoten
- X. Der Auseinanderfall der palästinensischen Gesellschaft (Dezember 1947 – Mai 1948)
- XI. Der offene Krieg (Mai 1948 – April 1949)
- XII. Ein Ausgang ohne Ende
- Schluss
- Bibliografie
- Personenverzeichnis
Weitere Titel…
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Wie die arabische Welt ihre Juden verlor. 1947–1967
August 2019, 480 Seiten, ISBN: 978-3-86259-111-4Aus dem Französischen von Joel Naber und mit einem Nachwort von Tjark Kunstreich | Hardcover32,00 €Weinstock zeichnet in der erscheinenden Studie die Geschichte der jüdischen Bevölkerungen in den aufeinanderfolgenden Imperien der arabischen Welt bis zu ihrer quasi vollständigen Vertreibung nach.
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Vom Antizionismus zum Antisemitismus
1992, 160 Seiten, ISBN: 978-3-924627-31-74. Auflage 2018 | Aus dem Französischen von Franziska Sick, Elfriede Müller und Michael T. Koltan23,00 €Dieses Pamphlet Léon Poliakovs, des Autors der achtbändigen »Geschichte des Antisemitismus«, beschreibt die Karriere des Antizionismus seit Lenin.
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Politische Interventionen. 1943–1983
Januar 2025, 288 Seiten, ISBN: 978-3-86259-191-6Herausgegeben von Françoise Schwab. Mit Beiträgen von Jean-Marie Brohm und Jean-François Rey. Aus dem Französischen von Joscha Sörös | Französische Broschur28,00 €In seinem Heimatland Frankreich gilt Vladimir Jankélévitch (1903–1985), Sohn jüdisch-russischer Einwanderer, schon lange als einer der zentralen Philosophen des 20.…
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