Georges Bensoussan

Die Ursprünge des arabisch-israelischen Konflikts (1870 – 1950)

Juni 2025, ca. 200 Seiten, ISBN: 978-3-86259-195-4
Aus dem Französischen von Alex Carstiuc und Jonas Empen | Französische Broschur

25,00 

Nicht vorrätig

978-3-86259-195-4 Kategorie:

Beschreibung

Nirgends sonst als bei den Diskussionen über den sogenannten Nahostkonflikt zeigt sich drastischer, wie sehr das verbissene Ressentiment gegen Israel das maximale Desinteresse an seinem Gegenstand doch zu seiner konstitutiven Voraussetzung hat. Unvorstellbar darum, dass auch nur einer der ›israelkritischen‹ Dogmatiker und ewigen Bescheidwisser sich je mit dem »Que sais-je?« (dt.: Was weiß ich?) der französischen Frühaufklärung konfrontierte, das titelgebend für die renommierte Reihe im Geiste der Enzyklopädisten ist, in der Georges Bensoussans prägnante historische Untersuchung 2023 in Frankreich erschien.

Auf seiner Suche nach dem gesellschaftlichen Ursprung des damals noch arabisch-israelischen Konflikts geht Bensoussan bis in die Zeit vor der ersten Alija zurück und betrachtet einen historischen Abschnitt, der sich vom Jahr 1870 bis zum Ende des Unabhängigkeitskriegs und den ersten Waffenstillstandsabkommen Israels mit seinen arabischen Nachbarstaaten 1949 erstreckt. Er zeigt dabei, dass der alte Jischuv bereits vor der Einwanderung osteuropäischer Zionisten den Kern einer von Europa inspirierten Nationalbewegung bildet. Während sich für die dortigen Juden schon früh der Weg hin zu einer modernen Gesellschaft mit entsprechenden Institutionen und Organisationen abzeichnet, ist die überwiegende Mehrheit der arabischen Bevölkerung durch die clanbasierte und durch Tradition und Religion gebundene Herrschaft in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung gehemmt. Schon bald stehen sich zwei kulturell und gesellschaftlich deutlich differierende Gesellschaften bis zur offenen Feindschaft gegenüber.

Bensoussan macht deutlich, dass sich die Dynamik des arabisch-israelischen Konflikts, die keine der üblichen Erklärungsmodelle – vom Nationalismus über den Imperialismus bis hin zum Kolonialismus – wirklich erfassen kann, auch aus der historischen Ungleichzeitigkeit der beiden Nationalbewegungen und den damit einhergehenden ideologischen Verarbeitungsmustern speist, deren Bedeutung nur ermessen kann, wer sich eine Vorstellung von gesellschaftlichem Fortschritt bewahrt. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch, weil der Historiker über den arabischen und islamischen Antisemitismus nicht schweigt, wird er immer wieder zur Zielscheibe von Hetzkampagnen durch islamische und antirassistische Aktivisten.

Vita

Georges Bensoussan, geboren 1952 in Ahfir, stammt aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in Marokko, die nach Frankreich auswandern musste. Er ist Chefredakteur der Zeitschrift Revue d’histoire de la Shoah und verantwortlich für die Publikationen des Mémorial de la Shoah in Paris. Als Historiker hat er sich mit zahlreichen Werken zur Geschichte der Shoah, des Zionismus und der Juden in der arabischen Welt international einen Namen gemacht. Bensoussan hat sich öffentlich immer wieder kritisch zum muslimischen Antisemitismus in Frankreich geäußert, wofür er von antirassistischen Aktivisten und Organisationen immer wieder angefeindet wird. Seine Arbeiten wurden bislang ins Englische, Italienische, Japanische und Spanische übersetzt. Auf Deutsch liegt bisher lediglich der Band Die Juden der arabischen Welt. Die verbotene Frage (2019) vor.

Aus dem Inhalt

  • Einleitung
  • I. Der Schauplatz des Konflikts
  • II. Eine angekündigte Tragödie
  • III. Palästina in den Wirren des Ersten Weltkriegs
  • IV. Die ersten Jahre der britischen Mandatszeit
  • V. Der Zusammenstoß
  • VI. Die Jahre des Bruchs (1929 – 1937)
  • VII. Der Aufstand und die Perspektiven einer politischen Lösung (1937 – 1939)
  • VIII. Der jüdisch-arabische Konflikt während des Zweiten Weltkriegs
  • IX. Palästina 1945 – 1947: Der gordische Knoten
  • X. Der Auseinanderfall der palästinensischen Gesellschaft (Dezember 1947 – Mai 1948)
  • XI. Der offene Krieg (Mai 1948  – April 1949)
  • XII. Ein Ausgang ohne Ende
  • Schluss
  • Bibliografie
  • Personenverzeichnis

Weitere Titel…

  • Nathan Weinstock

    Der zerrissene Faden

    Wie die arabische Welt ihre Juden verlor. 1947–1967

    August 2019, 480 Seiten, ISBN: 978-3-86259-111-4
    Aus dem Französischen von Joel Naber und mit einem Nachwort von Tjark Kunstreich | Hardcover
    32,00 

    Weinstock zeichnet in der erscheinenden Studie die Geschichte der jüdischen Bevölkerungen in den aufeinanderfolgenden Imperien der arabischen Welt bis zu ihrer quasi vollständigen Vertreibung nach.

  • Léon Poliakov

    Vom Antizionismus zum Antisemitismus

    1992, 160 Seiten, ISBN: 978-3-924627-31-7
    4. Auflage 2018 | Aus dem Französischen von Franziska Sick, Elfriede Müller und Michael T. Koltan
    23,00 

    Dieses Pamphlet Léon Poliakovs, des Autors der achtbändigen »Geschichte des Antisemitismus«, beschreibt die Karriere des Antizionismus seit Lenin.

  • Vladimir Jankélévitch

    Der Geist des Widerstands

    Politische Interventionen. 1943–1983

    Januar 2025, 288 Seiten, ISBN: 978-3-86259-191-6
    Herausgegeben von Françoise Schwab. Mit Beiträgen von Jean-Marie Brohm und Jean-François Rey. Aus dem Französischen von Joscha Sörös | Französische Broschur
    28,00 

    In seinem Heimatland Frankreich gilt Vladimir Jankélévitch (1903–1985), Sohn jüdisch-russischer Einwanderer, schon lange als einer der zentralen Philosophen des 20.…

  • Michael Landmann

    Das Israelpseudos der Pseudolinken

    2013, 148 Seiten, ISBN: 978-3-86259-119-0
    Herausgegeben von Jan Gerber und Anja Worm für die »Materialien zur Aufklärung und Kritik« (Halle)
    20,00 

    In den Jahren 1969 und 1970 wurden die Bundesrepublik Deutschland und Westberlin von einer beispiellosen antizionistischen Krawall- und Terrorwelle überrollt.…

  • Initiative Sozialistisches Forum (Hg.)

    Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten

    Über Israel und die linksdeutsche Ideologie

    2002, 200 Seiten, ISBN: 978-3-924627-08-9
    2. erweiterte Auflage, 5. unver. Nachdruck 2023
    23,00 

    Hundert Jahre nach Theodor Herzl und dem Basler Zionistenkongreß ist Israel zur liebsten Projektionsfläche der deutschen Ideologie geworden. Staatstragende Philosemiten…

  • Léon Poliakov

    Von Moskau nach Beirut

    Essay über die Desinformation

    Dezember 2022, 224 Seiten, ISBN: 978-3-86259-181-7
    Derzeit nicht lieferbar, Auflage vergriffen, Nachdruck in Vorbereitung | Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Alex Carstiuc und Miriam Mettler | Französisch Broschur
    26,00 

    Im Sommer 2022 jährte sich der Libanonkrieg zum 40. Mal: 1982 rief Israels Libanon-Offensive heftige Reaktionen in der westlichen Öffentlichkeit…

  • Gerhard Scheit

    Für Israel

    Vier Kapitel über Souveränität als Einführung in negative Urteilskraft

    Mai 2025, ca. 496 Seiten, ISBN: 978-3-86259-196-1
    Französische Broschur
    29,00 

    Gerade dann, wenn das kritische Bewusstsein, was Souveränität beinhaltet, am dringendsten nötig wird, droht es, verschüttzugehen. Das gilt unter den…

  • Karl Selent

    Ein Gläschen Yarden-Wein auf den israelischen Golan

    Polemik, Häresie und Historisches zum endlosen Krieg gegen Israel

    2003, 184 Seiten, ISBN: 978-3-924627-18-8
    19,00 

    Häresie in Zeiten der Heiligen Al-Aqsa-Intifada ist, was der Autor in diesem Buch präsentiert. Er kauft bei Juden auf dem…

  • Matthias Küntzel

    Djihad und Judenhaß

    Über den neuen antijüdischen Krieg

    2002, 180 Seiten, ISBN: 978-3-924627-06-5
    23,00 

    Dieses Buch weist nach, daß der Antisemitismus nicht nur eine Beigabe zum modernen Djihadismus darstellt, sondern dessen Kern ausmacht. Im…