N.N. – Cajo Brendel, Anton Pannekoek. Denker der Revolution * Rezension des gleichnamigen Buches

N.N.

Cajo Brendel, Anton Pannekoek. Denker der Revolution

Eines der wichtigsten Bücher des Linkskommunismus, Anton Pannekoeks Werk über die “Arbeiterräte” – zuerst unter dem Titel “De Arbeidersraden” 1946 in Amsterdam, dann in überarbeiteter und erweiterter englischer Übersetzung unter dem Titel “Workers‘ Councils” 1950 in Melbourne und später auch in französischer Übersetzung erschienen – ist trotz einiger Anläufe bis heute nicht ins Deutsche übersetzt worden. Nachdem seit den sechziger Jahren eine ganze Reihe von zumeist kürzeren Texten Pannekoeks in Nachdrucken oder Neuübersetzungen zugänglich gemacht wurde, darunter seine wichtige Schrift “Lenin als Philosoph”, liegt jetzt die vor dreißig Jahren in den Niederlanden erschienene Arbeit Anton Pannekoek. Denker der Revolution (Freiburg: ça-ira Verlag, 2001, 234 S.) von Cajo Brendel in einer für die deutschsprachige Ausgabe vom Autor überarbeiteten Fassung vor. Pannekoek, 1873 geboren und 1960 gestorben und im bürgerlichen Berufsleben Astronom, war gut sechzig Jahre in unterschiedlichster Weise in der Arbeiterbewegung engagiert, zuerst – bis zum Ersten Weltkrieg – auf dem linken Flügel der niederländischen und deutschen Sozialdemokratie, dann über Jahrzehnte hinweg im Kontext rätekommunistischer Parteien, Organisationen und Diskussionszirkel. Brendel, selbst Rätekommunist und in gewisser Weise ein Schüler Pannekoeks, rekonstruiert in seiner recht populär gehaltenen Schrift die theoretische Entwicklung Pannekoeks vom klassischen Sozialdemokraten zum Rätekommunisten, für den, so Pannekoek, nicht die Parteien mit ihrem mehr oder minder avantgardistischen Gestus, sondern “die Arbeiterräte die Organe des praktischen Handelns, die Kampforgane der Arbeiterklasse (sind)”; es liegt nahe, daß in dieser Entwicklung die Auseinandersetzung mit der russischen Revolution des Jahres 1917 und dem von Pannekoek als bürgerlich klassifizierten Materialismus Lenins eine wesentliche Rolle spielte. Der Band, dem man eine intensivere redaktionelle Betreuung gewünscht hätte, enthält im Anhang eine in der Tat nur “ kurze Bibliographie” der Schriften Pannekoeks sowie biographische und bibliographische Angaben zu Brendel. Hinzuweisen bleibt darauf, daß Anton Pannekoeks Werk über die Arbeiterräte unter dem Titel Workers‘ Councils in einer Neuauflage der englischsprachigen Erstausgabe des Jahres 1950 – mit “some minor corrections … to improve readability” – dankenswerterweise wieder vorliegt, ergänzt um eine kurze Einleitung von Robert F. Barsky, Gespräche Barskys mit Noam Chomsky, Ken Coates und Peter Hitchcock, ein Gespräch zwischen J. J. Lebet und Paul Mattick aus dem Jahre 1975 sowie eine Bibliographie themenspezifischer Sekundärliteratur (Edinburgh/London/Oakland: AK Press 2003, XXXIV, 219 S.).

Aus: Archiv für die Geschichte der Arbeit und des Widerstands N° 17 ( 2003), S. 801 f.

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