Klaus Heinrich

vom bündnis denken

Religionsphilosophie

2000, 288 Seiten, ISBN: 978-3-86259-155-8
Dahlemer Vorlesungen 4 | Hrsg. von Hans-Albrecht Kücken | Hardcover

34,00 

978-3-86259-155-8 Kategorien: ,

Beschreibung

Meine Hörer hatten mich gebeten, eine Vorlesung über Religionskritik zu halten. Ich habe ihnen entgegnet: Diese Kritik ist nicht zu trennen von dem Moment der Reflexion in den Religionen selbst, die Reflexion in ihnen und ihnen gegenüber ist eine. Für diesen Zusammenhang, der den Prozeß der Selbstverständigung der Gattung begleitet hat und ihn bis heute widerspiegelt, habe ich den Namen Religionsphilosophie gewählt. Sie ist die materiale Philosophie, die das kollektiv und individuell Verdrängte der Heilslehre Philosophie zur Sprache bringt, und sie vermag es nur, indem sie das ›Fürchtet euch nicht‹ der historischen Religionen ernst nimmt und es in die erkennende Konfrontation mit bis heute wirksamen fundamentalen Ängsten übersetzt. Religionskritik, die sich dieser Dimension nicht stellt, fiele hinter die Reflexion in den Religionen selbst zurück. Darum habe ich der jetzt bald vor einem Menschenalter gehaltenen Vorlesung den Titel Religionsphilosophie gegeben.

Aktueller Hintergrund der Vorlesung war eine unselige Situation in den Geisteswissenschaften damals zunehmend und mit beschwörerischer Wendung Sozialwissenschaften genannt , die sich immer stärker abzuzeichnen begann. Reflexions- und darum erfahrungsfeindlich zugleich, und zwar an beiden Polen: dem marxistischen, der einmal ein Hort der Reflexion gewesen war, und dem empiristischen, der Empirie nicht länger mit Reflexion vermengt sehen wollte, wollten und konnten sie eine materiale Reflexion nicht gelten lassen. Das war besonders deutlich in der von beiden Seiten gleichermaßen betriebenen Marginalisierung und schließlich Eliminierung einer Disziplin, die in den antiautoritären Anfängen der Studentenbewegung noch als ein selbstverständlicher Bundesgenosse gegolten hatte: der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Sie ist in dieser Vorlesung als ein Movens präsent, nicht weniger als die kritische Opfertheorie Horkheimers und Adornos und die politische Theologie Paul Tillichs.

Inhalt

  • Anamnetisches Vorwort
  • Erste Vorlesung, Zweite Vorlesung, Dritte Vorlesung, Vierte Vorlesung, Fünfte Vorlesung,  Sechste Vorlesung, Siebte Vorlesung, Achte Vorlesung, Neunte Vorlesung
  • Anmerkungen
  • Stichwortartige Übersicht
  • Editorische Notiz

 

Pressestimmen

»Was Heinrich mit der Philosophie verbindet, ist die religionskritische Absicht. Religionskritik aber ›ist nicht zu trennen von dem Moment der Reflexion in den Religionen selbst, die Reflexion in ihnen und ihnen gegenüber ist eine‹, wie Heinrich im Vorwort zu seiner religionsphilosophischen Vorlesung vom bündnis denken schreibt. Diese Haltung ist für die normalwissenschaftliche Religionsforschung, die sich an konventionellen Wissenschaftsidealen ausrichtet und Religion zu einem verdinglichten Gegenstand macht, eine Herausforderung. Für eine Religionswissenschaft, die sorgsam oder bisweilen gar ängstlich darum bemüht ist, sich von den (akademisch verfassten) Theologien abzugrenzen, mag sie eine Provokation darstellen. Heinrichs Wissenschaftsverständnis basiert auf einer Anthropologie, welche die Einheit von Erfahrung und Reflexion behauptet und beides wissenschaftlicher Arbeit wieder zuführen möchte.« / literaturkritik.de

»Indem Heinrich das Verdrängte der Philosophie ins Freie holt, setzt er uns in Bewegung, falls wir nicht im Tiefenblick aufs Triebwesen, das wir sind, uns wie Narziss im Wasserspiegel des Unbewussten fangen und der Weltgestaltung verloren gehen. Dabei liegt seinem Philosophieren das Streben nach einer Allianztechnik zugrunde, anders als bei Bloch nicht für den gesellschaftlichen Stoffwechsel mit der äußeren Natur, doch wie dieser den Bund suchend, hier nun mit den Naturmächten im Menschen selbst. Wo andere an dieser leib-seelischen Front in Unterdrückung und Verdrängung ihr Heil suchen, strebt er das Bündnis an, welches das Balancieren der Widersprüche und mörderischen Konkurrenzen erlaubt. Es ist eine Bewegung zur Befreiung des Verdrängten, jedoch zu einer Befreiung als Form.« / Das Argument

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