Florian Ruttner – Von der Verkehrung zum Wahn * Rezension zur Grigat, Fetisch und Freiheit

Florian Ruttner

Von der Verkehrung zum Wahn

Historisches und Aktuelles zur Kritik des Fetischs

Wie mit dem Begriff des Fetischs im Marxschen “Kapital” umgegangen wurde, war immer ein Gradmesser für die Reflektiertheit von RezipientInnen. Meist wurde er im schlechten Sinn als philosophisch abgetan, oder dessen Wichtigkeit für das gesamte Werk – von Ausnahmen abgesehen – ignoriert. Stephan Grigat versucht in seinem Buch zweierlei: Einerseits eine Be­standsaufnahme dieser Rezeption, die bis in aktuelle Debatten hineinreicht. Andererseits sprengt er den ideengeschichtlich-akadmischen Rahmen, indem er Überlegungen anstellt, wie denn die Resultate dieser Rezeption selber der Emanzipation von Staat und Kapital dienlich sein könnten, und was diese Einsichten denn für die heutige Situation bedeuten. Besonderes Gewicht legt er dabei auf eine Analyse des Antisemitismus als besonders wahnhafte Form des Fetischs, und auf eine Kritik dessen geopolitische Reproduktion: des Antizionismus.

Insgesamt ein Buch, das nicht nur einen längst überfälligen Überblick über die Geschichte des Fetischbegriffs in der Linken gibt, sondern auch Beiträge zu aktuellen Debatten liefert, und damit eine anregende Lektüre bietet.

Aus: Unique (Wien), N° 3/2008

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